Das "MAGAZIN der Hochschule Karlsruhe" vom Sommersemester berichtet in einem Artikel über die Gastprofessur Prof. Dr. Michael Thieles an der Universität Krakau zum Thema "Rhetorik/Homiletik". Eine interessante Note gab er der Kunst guten Vortragens respektive Predigens durch eine ethymologische Erkenntnis:
Sichtlich geschockt oder zumindest zu aufgeregten Gesprächen angeregt habe ich die Kollegen durch den Hinweis, dass ihre traditionsreiche Wissenschaft, die Homiletik, deren Name sich vom griechischen Verb "homiléo" ableitet, stark erotische Komponenten hat; das weist das Verb durch seine Nebenbedeutungen aus: "homiléo" heißt nicht nur "Umgang haben mit jemandem", sondern auch "Geschlechtsverkehr haben mit jemandem". [...] Rhetorik bedeutet dann tatsächlich in ihrer schönsten Form: Liebe machen mit dem Publikum. Der Funke muss überspringen.
Ich fände es schön, wenn sich mehr Vortragende dieser Sichtweise bewusst würden. Bei vielen Ansprachen und Predigten steigt der Redner ohne Vorgeplänkel sofort voll in die Sache ein, um dann entweder mit seinen Inhalten auf mich einzuhämmern oder aber so planlos hin- und herzugaloppieren, dass man sich fragt, wo er eigentlich hin will.
Gibt es auch ein griechisches Wort für "rhetorische Vergewaltigung"? ;-)